Kuredu im Januar 2001- Persönlicher Reisebericht von
Daniel Bär
5. Chris White - Das traumatische Tauchabenteuer
Chris White ist unser neuer Mitesser am Tisch, der Vierte im Bunde,
der unsere tägliche Tischrunde komplettiert. Er ist aus Santa Barbara gekommen, um in den
Gewässern rund um Kuredu ein paar Tauchgänge zu machen. Er hat nicht viel Zeit
mitgebracht, und plant nur einige Tage zu bleiben. Über den Komfort der Unterkunft
spricht er nicht. O-Ton: "Man kann mir auch ein Zelt in den Sand stellen, Hauptsache,
ich habe meine Taucherausrüstung dabei." Mit mehr scheint er auch nicht gekommen zu
sein. Er hat fast jeden Abend die gleichen Klamotten an, tagsüber steckt er sowieso in
seinem Taucheranzug. Chris ist Mitte vierzig und sein Deutsch ist fast perfekt. Er hat
fast 15 Jahre seines Lebens ins München verbracht. Abgesehen davon, daß wir in der
kurzen Zeit, die wir zusammen sind (nämlich fast nur zu den Abendmahlzeiten) uns
ausgezeichnet unterhalten haben und sehr viel Spaß gehabt haben, ist Thema Nummer Eins
natürlich der Austausch über die Erlebnisse unter Wasser.
Während wir fast täglich von Begegnungen mit Schildkröten,
Rochen und Haien berichten, erzählt er uns von Tauchausflügen bei schlechter Sicht,
wenigen bis gar keinen Fischen, und seine Stimmung ist nicht besonders gut. Er ist knapp
26 Stunden mit dem Flugzeug unterwegs gewesen, nur um hier ein paar gewöhnliche Fische
anzugucken. |
|
|
Selbst der "early morning dive", ein Tauchgang, der um die Zeit des
Sonnenaufgangs durchgeführt wird, war weniger spannend als erhofft. Er möchte seine
Tauchausrüstung wegwerfen und es am nächsten Tag mit uns Profi-Schnorchlern am
Außenriff versuchen. Leider spielt das Wetter nicht mit, denn draußen ist das Wasser
nicht glatt genug und es beginnt an diesem Tag heftig zu regnen. Also hofft er weiter.
Jeden morgen achten wir mittlerweile auf dem Weg zum Frühstück
auf den Sandboden, denn daran können wir erkennen, ob Chris schon wieder mit dem Boot
unterwegs ist und wir alleine frühstücken müssen. Er erzählte uns nämlich einige
Abende zuvor, daß er als "business analyst" bei einer Internetfirma arbeitet,
deren Dienstleistung auch für uns selbst interessant zu sein scheint. Als er seine
Visitenkarte nicht finden kann, zieht er plötzlich seine Plastik-Badelatschen aus und
zeigt uns die Sohle. Auf beiden Schuhen ist (natürlich spiegelverkehrt) der name
"commission junction" eingestanzt. "War mal ein Werbegag", sagt er. Er
selbst hat erst gestern anhand der Spuren im Sand festgestellt, daß er diese Schuhe
überhaupt noch besitzt, geschweige denn dabei hat. Wir biegen uns alle vor Lachen
angesichts dieser verrückten Story. Da Chris´ Bungalow nur ein paar Nummern neben
unseren steht, können wir jetzt jeden Morgen sehen, ob er schon zum Frühstück ist oder
nicht. Da die ordentlichen Malediver praktisch jeden Morgen die Sandwege harken, fällt es
uns besonders leicht, "CJ" zu erkennen.
Ein Höhepunkt, von dem wir Chris aber erst nach unserer Rückkehr
erzählen konnten ist unser Bericht von unserem "Schnorchelbootausflug". Bis
heute und vermutlich bis in alle Zeiten wird Chris White, der passionierte Taucher, auf
uns neidvoll herabblicken, denn einem "Manni" begegnet zu sein, ist das
Größte...
|